Gedenkarbeit
Zweibrücken bekam weitere Stolpersteine, 27.11.2023
Der Künstler Gunter Demnig erinnert mit seinem europaweiten Kunstprojekt an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. Die Patenschaft für die Steine wird jeweils von Bürgerinnen und Bürgern übernommen. Inzwischen liegen über 77.000 STOLPERSTEINE und STOLPERSCHWELLEN in 1.265 Kommunen in 21 Ländern Europas. Es werden immer mehr.
"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten und zu Opfern des Nationalsozialismus wurden. Näheres zu diesem Kunst- und Gedenkprojekt findet man auf der Internetseite www.stolpersteine.eu.
Die Stadt Zweibrücken unterstützt diese von Patinnen und Paten unterstützte Gedenkarbeit gerne. Nachdem 2012 vor der Alten Steinhauser Straße 30 ein erster Zweibrücker Stolperstein für das Euthanasieopfer Walter Frick verlegt wurde, kamen 2019 gleich zehn Steine auf einmal in der Wallstraße 44 dazu. Sie erinnern an Mitglieder der jüdischen Familie Weis/Löb, deren Wohn- und Geschäftshaus hier stand. Seit 2020 erinnern Steine an die Juden Otto Escales (Karlstr. 17, ehem. 27) sowie das Ehepaar Chana und Emil Dellheim (Mühlstr. 1).
Am 27. November wurden nun weitere zwölf Stolpersteine für ehemalige Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens verlegt:
- Hilgardstraße 22: Karolina u. Irma Weis (Paten: Marcel Pigeon und Mary Lynn O’Connell)
- Hofenfelsstr. 70: sechs Steine für Mitglieder der Familie Moses (Pate: Jean Maurice Pigeon)
- Hilgardstr. 2: das Ehepaar Rosa u. Siegfried Freundlich (Patin: Christine Brunner)
- Kaiserstr. 49: das Ehepaar Sophie u. Berthold Kahn (Patin: Hedda Wilms)
Oberbürgermeister Dr. Marold Wosnitza begrüßte auf dem Hallplatz, wo die zentrale Veranstaltung stattfand, die trotz Starkregen zahlreich erschienenen Bürgerinnen und Bürger mit eindringlichen Worten. Die Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Charlotte Glück, führte in die Lebensgeschichten ein. Die Ansprache wurde von Frau Dr. Schanne-Raab für die anwesende Delegation aus der Zweibrücker Partnerstadt Barrie/Kanada ins Englische übersetzt. Die Veranstaltung wurde von dem Gitarristen Hans Bollinger musikalisch umrahmt.
Die Standorte der Stolpersteine können anhand einer Planzeichnung individuell angelaufen werden.
Stolpersteine in Zweibrücken Stand 27.11.2023
Alte Steinhauser Straße 30, 2012
- Walter Frick (1908-1941), Euthanasieopfer
Wallstr. 44, 2019
- Ida Weis, geb. Siegel (1853-1933)
- Eugen Weis (1880-1941), deportiert Riga, ermordet
- Ludwig Otto Löb (1877-1952), Flucht U.S.A. 1938
- Johanna Löb, geb. Brück (1891-1978), Flucht U.S.A. 1938
- Josef Löb (1907-1975), Flucht U.S.A. 1939
- Lisel Rosalie Herman, geb. Löb (1909-1995), Flucht U.S.A. 1937
- Greta Kay Kadden, geb. Löb (1919-2018), Flucht U.S.A. 1937
- Gertrude Straus, geb. Löb (1915-1995), Flucht U.S.A. 1936
- Frieda Gertrude Brück (1889-1972), Flucht Brasilien 1938
- Alfred Weis (1878-1934)
Karlstr. 17 (ehem. 27), 2020
- Otto Escales (1853-1939), unfreiwillig verzogen, 1936 München, gedemütigt / entrechtet
Mühlstr. 1, 2020
- Emil Dellheim (1892-1942), „Schutzhaft“ 1938 Dachau, deportiert 1940 Gurs, interniert Drancy, deportiert 1942, ermordet in Auschwitz
- Chana Dellheim, geb. Silberberg, (1898 - nach 1972), deportiert 1940 Gurs, aufgenommen 1941 psychiatrische Anstalt v. Lannemezan, Befreiung erlebt
Hilgardstraße 22, 2023
- Karolina Weis, geb. Moses (1860-1941)
- Irma Weis (1895-1941), deportiert KZ Riga-Jungfernhof, ermordet
Hofenfelsstr. 70, 2023
- Eugen Moses (1883-1955), deportiert Gurs 1940, Flucht U.S.A. 1942
- Bertha Moses, geb. Kehr (1888-1942), deportiert Gurs 1940, Flucht U.S.A. 1942
- Fritz Moses (1912-1974), deportiert Gurs 1940, Recebedou 1942, Flucht U.S.A. 1942
- Ernest Joseph Moses (1914-1971), Flucht U.S.A. 1937
- Edith Klara Katz, geb. Moses (1918-2000), Flucht U.S.A. 1938
- Margarete Stern, geb. Moses (1920-2002), Flucht U.S.A. 1938
Hilgardstr. 2, 2023
- Siegfried Freundlich (1876-1957), deportiert Gurs 1940, Flucht Schweiz
- Rosa Freundlich, geb. Joseph (1882-1961), deportiert Gurs 1940, Flucht Schweiz
Kaiserstr. 49, 2023
- Berthold Kahn (1874-1942), Flucht Frankreich 1939, U.S.A. 1940
- Sophie Kahn, geb. Bach (1883-1962), Flucht Frankreich 1939, U.S.A. 1940